our african overland adventure …

Der Ruf der Berge – Letzte Tage

Nach der kühlen Nacht im Schutz des schaurig-morbiden Bunkers müssen wir beim Abstieg am Morgen wieder die Verschränkungspassage überwinden, für die wir am Vorabend mit hohem Adrenalinspiegel zwei Anläufe gebraucht haben. Talwärts nehmen wir sie überraschend problemlos – allerdings stellen wir dann auf einer Asphaltstrecke schnell ein Schleifgeräusch fest und es riecht nach Gummi. Kurzer Funkspruch an die Tourspitze und unsere Kolonne hält dicht gedrängt an einer Strassenbucht. Die Diagnose ist fix gestellt: Die Feder des rechten Hinterrads ist aus ihrer Halterung gesprungen – vermutlich bei der vorabendlichen Verschränkungspassage.

Unsere Weggefährten leiten umgehend die Therapie ein: der High-lift jack ist schneller angesetzt als wir gucken können, die Feder ruckzuck wieder an Position. An dieser Stelle geht nochmal ein herzlicher Dank an unsere Helfer!

Therapie braucht an diesem Tag nicht nur Miss Liberty – wir haben großes Glück, dass eine unsere Weggefährtinnen Ärztin ist. Sie leistet sehr fürsorglich und souverän an diesem und den folgenden Tagen Hilfe und auch ihr gilt unser besonderer Dank!

Die Strada dell’Assietta führt uns beim Aufstieg einige schmale Schotterwege den Berg hinauf und bietet bei Gegenverkehr in Form von Autos, Motorrädern oder Radfahrern einen kleinen Nervenkitzel.

Am Abend empfängt uns Rachel in ihrer Skihütte – auch ohne Schnee und Skiausrüstung ein sehr stimmungsvoller Abend mit unseren Weggefährten und -gefährtinnen.

Immer wieder werden wir belohnt von atemberaubenden Aussichten, weil uns das Wetter einen tollen Weitblick erlaubt. Der Aufstieg ist teilweise steil, in den Haarnadelkurven nimmt Miss Liberty aufgrund ihres Wendekreises manches Mal zwei Anläufe.

Am folgenden Morgen führt uns die Fahrt durch ein uraltes Bergdorf mit einer sehr schmalen Durchfahrt – natürlich gar kein Problem für unsere schlanke Lady!!!

Anschliessend geht es im wahrsten Sinne zum Höhepunkt unserer Alpentour: dem Col de Sommeiller. Mit seinem Hochplateau auf knapp 3000 Metern Höhe ist er wohl einer der höchsten selbstbefahrbaren Berge Europas. Wenn wir bisher auch von Nervenkitzel sprachen – da wussten wir noch nicht, welcher Aufstieg hier vor uns liegen würde! Definitiv ist das nichts für “normale” PKW und Menschen mit Höhenangst ;-). Wir und alle anderen Fahrer unserer Truppe (hier korrekt gegendert, da ausser uns nur Männer am Steuer sitzen :-)) bewältigen den Aufstieg, dessen letzte Meter über extremes Geröll führen.

Das Hochplateau empfängt uns mit einer steifen Brise, kleinen Schneefeldern und einem türkisen Bergsee, den einige nutzen, und den Staub der letzten Offraodtage abzuwaschen – eine eiskalte Erfrischung ;-).

Den Col de Sommeiller Miss Liberty erklettert zu haben ist ein gutes Gefühl – sicher in unseren künftigen Erinnerungen ein Meilenstein!

Im Parco Argentiera schlagen wir nach dem Abstieg unser Nachtlager auf – das letzte gemeinsame mit unserer Truppe. Hinter uns rauschen Wasserfälle, neben uns plätschert der Bach und vor uns prasselt das Lagerfeuer. Es gibt Raclette vom Käsebauern, auf dessen Haus am Hang wir schauen können.

Genau dort frühstücken wir am nächsten Morgen – und verabschieden uns von unseren Weggefährten und -gefährtinnen, denn von hier aus fährt jeder wieder eigene Wege.

Ein Anflug von Wehmut liegt für uns in der Luft. So sehr wi wir uns in der Gruppe das ein oder andere Mal einem anderen Rhythmus unterwerfen mussten als wir selbst gewählt hätten, so schön ist es aber auch zu erfahren, wieviel Hilfsbereitschaft, Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Geselligkeit und Gemeinschaft unter anfangs fremden Menschen entstehen kann. Wir freuen uns darauf, dass wir einige von ihnen auf jeden Fall wiedersehen werden!

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